2019

penden ist Vertrauenssache – noch immer. Zwar trauen viele Spen- derinnen und Spender „ihrer“ Organisation heute nicht mehr blind, sondern auf der Grundlage trans- parenter Informationen. Die werden von vielen Hilfswerken auch bereitwilliger und qualitativ besser bereitgestellt als noch vor zehn oder 20 Jahren. Aber wer nimmt sich schon die Zeit, sich mit all den Jah- resberichten, Projektbeschreibungen und Wirkungsstudien detailliert zu befassen? Die Spenderberatung des DZI hat Tipps für Spendende zusammengestellt, damit sie ihre Entscheidung im Selbstcheck sicherer machen können. 1. Ganz sicher: persönliches Vertrauen oder Spenden-Siegel Kennen Sie eine Spendeninitiative und de- ren Verantwortliche in Ihrem eigenen Um- feld und vertrauen ihnen ganz persönlich? Wunderbar, dann ist das für Sie eine gute und sichere Spendenmöglichkeit. Fehlt die- ser persönliche Bezug, dann sind Sie mit dem DZI Spenden-Siegel auf der sicheren Seite. Mehr als 230 Organisationen tragen das Gütesiegel im deutschen Spendenwe- sen. 2. Warnungen und Sammlungsverbote Die Website der DZI Spenderberatung ver- öffentlicht in der Rubrik „Das DZI rät ab“ Auskünfte mit negativen Bewertungen zu konkret benannten Spendenorganisationen. Auch die jeweiligen Gründe werden dabei genau benannt. Die Sammlungsaufsicht im Bundesland Rheinland-Pfalz, angesiedelt bei der Aufsichts- und Dienstleistungsdi- rektion (ADD) in Trier, bietet einen bundes- weit einzigartigen Schutz für Spendende: S Bei Beschwerden oder Verdachtsfällen geht sie einzelnen Spendenaufrufen intensiv nach, recherchiert die Seriosität der dahin- terstehenden Organisationen und spricht im Ergebnis pro Jahr fünf bis zehn Samm- lungsverbote aus. Alle Sammlungsentschei- dungen der ADD werden online veröffent- licht und bleiben ohne zeitliche Begrenzung bis auf Widerruf gültig. Obwohl die Ent- scheidungen der ADD nur in Rheinland- Pfalz gelten, rät das DZI den Spendenden auch in allen anderen Bundesländern dazu, sich hieran zu orientieren. 3. Selbstverpflichtungen für Transparenz und Good Governance Rund 1.200 zivilgesellschaftliche Organi- sationen haben inzwischen die Selbstver- pflichtung der Initiative Transparente Zi- vilgesellschaft (ITZ) unterzeichnet. Darin verpflichten sie sich, zehn Basisinformatio- nen leicht zugänglich auf ihrer Website zu veröffentlichen, darunter auch Angaben zu ihren Einnahmen, Ausgaben und der Ver- mögenslage. Weil keine inhaltliche Über- prüfung dieser Informationen stattfindet, ist das Label der ITZ (drei übereinander- liegende blaue Rechtecke) kein „Siegel“, es gibt aber einen Hinweis auf die grund- sätzliche Bereitschaft zur Transparenz. Die ITZ wurde 2010 initiiert von Transparency International Deutschland (TI-D) und wird heute neben TI-D unter anderem vom DZI, dem Verbraucherzentrale Bundesverband und dem entwicklungspolitischen Dachver- band VENRO getragen. Die Unterzeichner können in einer Datenbank auf der Website von TI-D recherchiert werden. VENRO-Mit- gliedsorganisationen haben sich außerdem zur Einhaltung selbst erarbeiteter Verhal- tenskodizes für Transparenz und Good Governance verpflichtet, die über die An- forderungen der ITZ hinausgehen. 4. Gemeinnützigkeit Die vom jeweiligen Finanzamt anerkann- te „Gemeinnützigkeit“ einer Organisation gewährleistet nicht nur, dass die an sie geleistete Spende steuerlich abzugsfähig ist, sondern auch, dass zumindest eine ge- wisse Prüfung der Satzungsmäßigkeit der Ausgaben regelmäßig stattfindet. Das DZI empfiehlt, auf die anerkannte Steuerbe- günstigung als Mindestvoraussetzung für eine Spende zu achten. 5. Ethik der Spendenwerbung Unangemessen drängende Spendenaufrufe sind ein klares Warnzeichen beim Spenden. Sie lassen sich etwa durch extremmitleider- regende Fotos oder Videos erkennen, durch Zeitdruck („Spenden Sie noch heute!“) oder durch zu sehr bedrängende Gesprächsfüh- rung bei der Mitglieder- oder Spendenwer- bung auf der Straße. 6. Jahresbericht und Website Gemeinnützige Vereine und Stiftungen sind in Deutschland nicht verpflichtet, einen Jah- res- oder Finanzbericht zu veröffentlichen. Tun sie es trotzdem, so ist dies ein erstes Zeichen für Vertrauenswürdigkeit. Achten Sie aber darauf, ob der Jahresbericht wirk- lich konkrete, aktuelle und authentische Informationen zur Projektarbeit enthält und ebenso auch über die Leitungs- und Auf- sichtsstrukturen (zum Beispiel Namen der Vorstandsmitglieder oder eines etwaigen Aufsichtsrats) sowie die Finanzen infor- miert. Hier sollten Ausgaben für die einzel- nen Programmbereiche sowie für Werbung und Verwaltung getrennt voneinander aus- Besser spenden mit dem Selbstcheck Besonders vertrauenswürdig sind Spenden an Organisationen mit DZI Spenden-Siegel. Doch was, wenn ich mich für Organisationen interessiere, die dieses (noch) nicht tragen? 24 | Spenden

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