spendenmagazin2020

as haben der Feldhase, die Bechsteinfledermaus und der Schweinswal gemeinsam? Antwort: Es könnte sie bald nicht mehr bei uns geben. Damit sind sie nicht allein, laut einem aktuellen Bericht des Bundesamtes für Naturschutz und des Rote-Listen-Zentrums sind rund ein Drittel aller Säugetierarten in Deutschland in ih- rem Bestand gefährdet. Besserung ist nicht in Sicht. Im Gegenteil: Der Zustand der Tier- bestände hat sich im Laufe der letzten zehn bis 15 Jahre verschlechtert. Im restlichen Europa sieht es nicht besser aus. Tatsäch- lich wurden die Ziele der 2010 verkünde- ten Biodiversitätsstrategie 2020 verfehlt. Ein Grund: Naturschutzrichtlinien und Umweltvorschriften werden nicht oder zu wenig umgesetzt. Kleines Problem mit großen Folgen An der Stelle setzt auch die EuroNatur Stif- tung aus Radolfzell ein. Seit vielen Jahren kämpft sie dafür, dass politisch umgesteuert wird, gerade im Hinblick auf die Landwirt- schaft. Denn dort beginnt das Aussterben der Lebewesen, die wir am wenigsten be- achten: der Insekten. „Wir müssen unsere Landnutzung grundsätzlich transformieren, wenn wir das Insektensterben noch irgend- wie aufhalten wollen“, erläutert Geschäfts- führer Gabriel Schwaderer. „Die Landwirt- schaft, die wir imMoment überwiegend und flächendeckend betreiben, mit höchster ma- schineller Intensität und viel Chemie, ist ein wesentlicher Treiber dieser Entwicklung.“ W Artenschutz – der Kampf um die Vielfalt In den letzten Jahren ist in Deutschland das Bewusstsein in der Bevölkerung gewachsen, dass die Artenvielfalt geschützt werden muss. Diverse Volksbegehren machten Schlagzeilen, etwa unter dem Motto „Rettet die Bienen“. Viel verbessert hat sich seither aber nicht. Dabei gäbe es mehr denn je Handelsbedarf, um die drohende Katastrophe noch zu verhindern Die EuroNatur Stiftung setzt sich für den Erhalt von natürlichen Schutz- räumen ein, etwa großen zusammenhängenden Wäldern Ein Problem dabei ist, dass diese Entwick- lung für viele unsichtbar bleibt. Um rund 70 Prozent hat die Biomasse der Insekten in den letzten Jahrzehnten abgenommen. Doch wer nimmt das im alltäglichen Leben wahr? Dabei sind die Folgen weitreichend, gerade bei Tieren, die weiter oben in der Nahrungs- kette stehen. Sind erst einmal die Insekten fort, verschwinden auch die Vögel, eine nicht zu kalkulierende Kettenreaktion tritt ein. „In der Ökologie hängt alles mit allem zusammen. Das ist ein bisschen wie beim Mikado. Wenn wir ein Stäbchen herauszie- hen, kann das gut gehen. Aber es kann auch alles zusammenbrechen. So ähnlich ist das in der Ökologie, die noch deutlich komplexer und komplizierter ist als ein Mikado- spiel. Es ist brand- gefährlich, in so kurzer Zeit so viele Arten auszurotten und damit aus dem Spiel zu nehmen, weil wir nicht wissen, welche Auswirkungen das haben wird“, warnt Schwaderer. Eine Aufgabe von EuroNatur ist es daher, für ein stärkeres Bewusstsein einzutreten Wir müssen unsere Landnutzung grundlegend transformieren 12 | Umwelt

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