spendenmagazin2020

ir brauchen eine starke Zi- vilgesellschaft – das wird in Krisenzeiten, wie wir sie ak- tuell mit der Corona-Pandemie erleben, besonders deutlich. Doch zivilge- sellschaftliche Organisationen können nur als Stütze der Gesellschaft fungieren, wenn sie eine breite Unterstützung innerhalb der Bevölkerung genießen. Transparenz kann den Organisationen dabei helfen, die eige- ne Arbeit für die Öffentlichkeit sowie Spen- derinnen und Spender nachvollziehbarer zu machen und zugleich das Vertrauen in den gesamten Sektor zu stärken. Da es in Deutschland keine einheitlichen Veröffent- lichungspflichten für den gemeinnützigen Sektor gibt, hat die Zivilgesellschaft mit der ITZ ihren eigenen Mindeststandard ge- schaffen – auf freiwilliger Basis. Einstieg in das Thema Transparenz ITZ-Organisationen verpflichten sich, auf der eigenen Webseite zehn Transparenzin- formationen zu veröffentlichen, dazu zählen unter anderem die Satzung, die Namen der wesentlichen Entscheidungsträger, aktuelle Tätigkeitsberichte sowie Angaben über Mit- telherkunft, Mittelverwendung und Perso- nalstruktur. Das ITZ-Team überprüft diese Informationen auf Vollständigkeit und Plausibilität und erlaubt anschließend die Nutzung des ITZ-Logos – die Qualität der W 10 Jahre ITZ – eine Transparenz- initiative von der Zivilgesellschaft für die Zivilgesellschaft Seit ihrer Gründung vor zehn Jahren haben sich rund 1.400 Organisationen der Initiative Trans- parente Zivilgesellschaft (ITZ) angeschlossen und sich freiwillig dazu verpflichtet, wichtige Infor- mationen über die eigene Arbeit, Struktur und Finanzen öffentlich zu machen. Die ITZ hat sich inzwischen als Einstiegsstandard in Sachen Transparenz etabliert und gewinnt stetig neue Unter- zeichnerorganisationen hinzu Transparenz kann Vertrauen in den gesamten Sektor stärken Arbeit einer Organisation sowie die Richtig- keit der Angaben werden nicht überprüft. Die ITZ funktioniert nach dem Prinzip der Selbstverpflichtung und Kontrolle durch die Öffentlichkeit. Es handelt sich bei der ITZ nicht um ein Siegel. Die Hürden für eine Teilnahme sind deutlich geringer als beispielsweise beim DZI Spenden-Siegel, das nicht nur weitreichendere Kriterien, sondern auch ein umfassendes Zertifizie- rungsverfahren und regelmäßige Nachprü- fung der geforderten Angaben beinhaltet. Ein wichtiges Ziel der ITZ ist es, gerade kleinen Organisationen einen Einstieg in das Thema Transparenz zu bieten. Die Teil- nahme ist kostenlos und die geforderten Informationen und Unterlagen liegen den meisten Organisationen oh- nehin vor oder können ohne wesentlichen Aufwand an finanziellen oder personel- len Ressourcen erstellt werden. Größeren Organisationen wird empfohlen, über die zehn Grundinformationen der ITZ hinaus zusätzliche Informationen bereitzustellen und weitere Maßnahmen in Richtung mehr Transparenz und gute Organisationsfüh- rung umzusetzen – wie sie beispielsweise das DZI Siegel beinhaltet. Große Dachver- bände sollten für ihre Mitgliedsorganisati- onen verbandliche Standards und Kodizes auf den Weg bringen, um mittels Transpa- renz und klarer Regeln für Ethik und Good Governance Fehlverhalten vorzubeugen. Auch hier ist das ITZ-Team gerne beratend behilflich, wie beispielsweise bei der Ent- wicklung des Transparenzstandards von Diakonie und Caritas, der die zehn Punk- te der ITZ umfasst und an einigen Stellen noch darüber hinausgeht. Denn Skandale und Veruntreuung von Spendengeldern ein- zelner Organisationen schaden immer auch dem Ruf des gesamten Sektors. Notwendige Kontrollen Die ITZ wurde von der Antikorruptions- organisation Transparency International Deutschland e.V. initiiert und wird seit ihrer Gründung von einem Trägerkreis getragen, der für die Verbreitung der Initiative sorgt und ihre inhaltliche und organisatorische Weiterentwicklung verantwortet. Das DZI unterstützt die ITZ nicht nur als Träger- kreismitglied, sondern beteiligt sich seit 2016 in Zusammenarbeit mit dem vorwie- gend ehrenamtlichen ITZ-Team von Trans- parency Deutschland auch aktiv bei der Überprüfung von neuen Organisationen und der stichprobenartigen Kontrolle von Unterzeichnern, die schon länger dabei sind. Öffnung für alle Organisationen Im Juni 2020 hat der ITZ-Trägerkreis mit der Öffnung der Initiative Transparente Zivilgesellschaft für Organisationen ohne staatlich anerkannten Gemeinnützigkeits- status gezeigt, dass die Zivilgesellschaft konkrete Lösungen parat hat, wo die Poli- tik noch zögert. Hintergrund ist das lange Warten auf eine Reform des Gemeinnützig- keitsrechts in der noch immer andauernden Debatte um die Grenzen der Gemeinnützig- 22 | Spenden

RkJQdWJsaXNoZXIy MzM5ODE5