spendenmagmagazin2021

ie und wann kam es zu Ihrem Engagement bei terre des hommes? Das Engagement für Kinder lag mir immer am Herzen. In meiner Zeit als Landesbischöfin in Hannover habe ich daher unter anderem das Netzwerk Miriam und die Aktion „Zukunftsgestalten“ ins Leben gerufen. Die Anfrage von terre des hommes, Botschafterin zu werden, hat mich daher gefreut. Ich habe mit dem Ruhestand alle kirchlichen Ämter, Kuratoriumsaufga- ben und Schirmherrschaften abgegeben, weil ich denke, es ist für die Älteren im- mer auch Zeit, die Jüngeren nachrücken zu lassen. Aber auch für die Älteren ist gesell- schaftliches Engagement gefordert, meine ich. Der Einsatz für die Rechte von Kindern in dieser Welt zeichnet terre des hommes aus. Dabei finde ich beeindruckend, dass es nicht um reine Spendenaktionen geht, son- dern es an so vielen Orten in Deutschland lokale Unterstützungsgruppen gibt. Das heißt, die Arbeit ist geerdet mit Engagement und Information. Bei meinen Reisen im kirchlichen Auftrag in Länder Afrikas, Lateinamerikas und Asiens bin ich zudem immer wieder auf Projekte von terre des hommes gestoßen. Entwicklungspolitische Arbeit, die Men- schen Möglichkeiten zur eigenen Entfal- tung bietet, ist gerade in einer Zeit wich- W Kinder sind Subjekte, von denen wir lernen können Seit 2019 ist die bekannte Theologin Dr. Margot Käßmann Botschafterin des internationalen Kinderhilfswerks terre des hommes. Dabei setzt sie sich für Menschen- und Kinderrechte ein und äußert sich regelmäßig zu Themen wie Kinderarmut und Migration Es geht nicht nur um reine Spendenaktionen tig, in der Entwicklungspolitik fast nur noch unter dem Aspekt „Bekämpfung von Fluchtursachen“ gesehen wird. Es ist eine Frage der Gerechtigkeit, dass Menschen in reichen Ländern sich einsetzen für dieje- nigen, deren Entwicklungschancen durch regionale Konflikte, Korruption oder in- ternationales Unrecht begrenzt werden. Bildung ist für mich dabei ein zentraler Aspekt, weil sie für Kinder überall auf der Welt der Schlüssel zu einer selbstbestimm- ten Zukunft ist. Ich habe selbst vier Kinder und sieben Enkel- kinder. Sie haben das große Privileg, in Deutschland zu leben, mit Zugang zu gesunder Ernährung, Trinkwas- ser, Bildung, medizinischer Ver- sorgung. Es gibt aber auch in Deutschland Kinder, die arm sind. Das Engagement für Kinder hier im Land und das Engagement für Kinder in Indien, Bolivien oder Mosam- bik müssen sich daher ergänzen. Wie sehen Sie Ihre Aufgaben als Bot- schafterin von terre des hommes? Zum einen „werbe“ ich als Person nach au- ßen für terre des hommes. Zum anderen besuche ich engagierte terre-des-hommes- Ehrenamtliche in Deutschland und versuche auf diese Weise, das Engagement zu würdi- gen und zu ermutigen. Und schließlich be- suche ich Projekte in Deutschland und im Ausland, um sie zu stärken, aber auch, um selbst informiert darüber reden zu können. Mir ist wichtig, dass wir Kinder in anderen Ländern unterstützen, aber nicht herablas- send, sondern auf Augenhöhe. Als Christin hat für mich jeder Mensch als Geschöpf Got- tes eine ganz eigene Würde. Im Evangelium spricht Jesus davon, dass wir von Kindern lernen können: „Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder…“ Das heißt, Kinder sind nicht Objekte unserer Hilfe, sondern Subjekte, von denen wir lernen können. Das scheint mir in der Arbeit von terre des hommes eine Prä- misse zu sein und das unterstütze ich gern. Welches sind die dringendsten Probleme in Bezug auf Kinderrechte? Jedes Kind hat ein Recht darauf, ohne Ge- walt aufzuwachsen. Dahinter bleiben wir Für Margot Käßmann ist Bildung ein zentraler Aspekt, um Kindern weltweit eine selbstbestimmte Zukunft zu ermöglichen 20 | Interview

RkJQdWJsaXNoZXIy MzM5ODE5