spendenmagmagazin2021

och was ist eigentlich eine Soziallotterie? Wie der Name schon vermuten lässt, ist es eine Lotterie für den guten Zweck, denn der erwirtschaftete Gewinn wird für gemein- nützige Projekte verwendet. In Deutschland müssen das mindestens 30 Prozent der Einnahmen sein. Eine der bekanntesten Soziallotterien Deutschlands ist die Deutsche Fernsehlotterie, die seit 1956 einen karitativen Zweckertrag von über zwei Milliarden Euro erzielt und damit mehr als 9.600 soziale Projekte gefördert hat. Über die Stiftung Deutsches Hilfswerk fließen die durch den Losverkauf eingespielten Zweckerträge in soziale Projekte in ganz Deutschland. Satzungsgemäße Aufgabe der Stiftung ist die Förde- rung sozialer zeitgemäßer Maßnahmen und Einrichtungen aller Art, insbesondere solcher mit Modellcharakter. Darüber hinaus liegt der Fokus auf der Stär- kung des Gemeinwesens. Dazu zählen die Themen Kinderrech- te und Jugendschutz, Präventi- on von sexualisierter Gewalt an Kindern und Jugendlichen sowie Projektförderungen für Selbstbestimmung, Teilhabe und Verbesse- rung der Lebenssituation älterer Menschen. Aber es werden auch Projekte für wohnungslose oder geflüchtete Menschen sowie für Menschen mit Behinderung oder schwerer Erkrankung unterstützt. Gerade für kleine, junge Projekte eine gute Fördermöglichkeit Ziel ist es, die Lebensqualität der Projektteilnehmenden unabhän- gig von den Auswirkungen der Lebensumstände aufrechtzuerhal- ten. Bei einem Antrag von sozialen Projekten auf Übernahme von Personal-, Honorar- und Sachkosten bemisst der Förderzeitraum maximal drei Jahre ab Projektbeginn und die Förderhöhe darf höchstens 80 Prozent der Gesamtkosten betragen. Eine der geförderten Organisationen ist Paula e.V., eine Beratungs- stelle für Frauen ab 60 Jahren in Köln. Sie richtet sich an Frauen, die in der Vergangenheit belastende Ereignisse bis hin zu trauma- tischer Gewalt erlebt haben, die ihre Gesundheit und ihr Wohlbe- finden noch heute beeinträchtigen. Insgesamt 245.000 Euro fließen aus der Deutschen Fernsehlotterie in dieses Projekt. Doch auch eine 300.000-Euro-Förderung für die Errichtung einer Wohngemein- schaft für Demenzkranke mit zehn Plätzen in Hamburg sowie der Umbau eines Hospizes in Stuttgart, das mit rund 200.000 Euro unterstützt wird, befinden sich im Stiftungsportfolio. D Ein Los, viele Gewinner Etwas Gutes tun – und dabei selbst noch etwas gewinnen? Der Kauf eines Loses bei einer Sozial- lotterie macht es möglich. Nicht umsonst erfreuen sich diese in Deutschland großer Beliebtheit und stärken nebenbei damit das solidarische Miteinander hierzulande Ziel der Soziallotterien ist es, das Leben der Menschen zu verbessern Aber auch kleinere Summen sind möglich: Visioneers e.V. erhält 37.000 Euro für den Schutz und die Betreuung von jungen Geflüch- teten in Berlin, Condrobs e.V. in München rund 20.000 Euro für die Ausstattung eines Wohnheims für substituierte und rückfallgefähr- dete Menschen. Gerade für kleinere und jüngere Non-Profit-Organi- sationen sind die Fördertöpfe der Soziallotterien interessant, stellen sie doch eine echte Alternative zu klassischen Stiftungen dar. Und auch das Bewerben wird immer leichter: Seit Oktober 2020 können die Förderanträge an die Deutsche Fernsehlotterie nun auch digital eingereicht werden. Dazu müssen im Förderportal des Deutschen Hilfswerks Fragen über das vorhandene Problem beantwortet sowie der Lösungsansatz skizziert werden. Der Stif- tung sind Vorhaben wichtig, die das Leben der betreffenden Perso- nen direkt verbessern. Sie sollen einen Beitrag zur Lösung gesell- schaftlicher Herausforderungen schaffen. Zweimal im Jahr finden Sitzungen statt, in denen über die Vergabe der Förderungen ent- schieden wird. Aus einer Krise geboren Doch die Deutsche Fernsehlotterie ist nicht die einzige Soziallotte- rie in Deutschland. 1964 hat der ZDF-Journalist Hans Mohl „Aktion Mensch“, damals „Aktion Sorgenkind“ genannt, ins Leben geru- fen. Der Auslöser, eine Hilfsaktion für Kinder mit Behinderung im Fernsehen zu starten, war der Skandal um das Schlafmittel Con- tergan. Daraus wurde im Laufe der Jahre die größte Soziallotterie in Deutschland. Sie fördert jeden Monat bis zu 1.000 Projekte für Menschen mit Behinderung, Kinder und Jugendliche. Allein im Jahr 2020 wurden 224 Millionen Euro an soziale Projekte und Aufklärungsmaßnahmen weitergegeben, seit der Gründung flossen über fünf Milliarden Euro in soziale Projekte. Dabei setzt sich Aktion Mensch vor allem für eine barrierefreie Gesellschaft ein, in der Vielfalt selbstverständlich ist. Im Mittelpunkt steht ein selbstbestimmtes Leben von Menschen mit Behinderung sowie Chancengleichheit von Kindern und Jugendlichen. Ob inklusives Sommerfest, eine Krabbelgruppe für Kinder mit und ohne Behin- derung oder ein barrierefreier Umbau von Sportplätzen – mit jedem Projekt trägt Aktion Mensch zu einem selbstverständlicheren Zu- sammenleben bei. 26 | Engagement

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