2018

Gute Kosten – schlechte Kosten? Zu hohe Werbe- und Verwaltungskosten sind schlecht, zu niedrige aber auch ls Maßstab für Wirtschaftlichkeit gilt in der Öffentlichkeit vor allem die Höhe der Werbe- und Verwaltungsausgaben. Sie sollte aber nur ein Kriterium unter mehreren für die Ver- trauenswürdigkeit einer Spendenorganisation sein. Ebenso wichtig sind die Wirksamkeit der Mittelverwendung, Transparenz, gute Leitungs- und Aufsichtsstrukturen sowie eine wahrhaftige und angemessen sachliche Werbung und Öffentlichkeitsarbeit. Ohne wirksame Werbung und gut funktionierende Verwaltung kann eine gemeinnützige Organisation außerdem nicht erfolgreich arbeiten. Sie bewirken Spenden, organisieren die Mittelverwendung und ermögli- chen Rechenschaftslegung. Das noch immer weit verbreitete Argu- ment „Bei uns kommen 100 Prozent der Spenden bei den Bedürftigen an“ ist tatsächlich in vielen Fällen der erste Schritt zu einer intranspa- renten Verschleierung der tatsächlich entstehenden Kosten. Eine wertvolle Orientierung Um die Höhe der Werbe- und Verwaltungsausgaben überhaupt be- urteilen zu können, ist die Anwendung eines klaren, transparenten Berechnungskonzepts nötig. Als solches hat sich seit vielen Jahren die Methode des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI) etabliert. Sie wird auch in den Regeln des Instituts der Wirtschafts- prüfer in Deutschland (IDW) ausdrücklich als Orientierungsmaß- stab für Spendenorganisationen empfohlen. Verbindlich ist das Konzept für alle Hilfswerke, die beim DZI die Zuerkennung des Spenden-Siegels beantragen, aber auch zahlreiche Organisationen ohne Siegel sowie viele private und öffentliche Zuwendungsgeber verwenden es als Referenzmaßstab. DZI-Konzept wurde aktualisiert Das DZI-Verwaltungskostenkonzept ist in den letzten drei Jahren überarbeitet und aktualisiert worden. Vertreterinnen und Vertreter A von rund 25 Spendenorganisationen, unabhängige Wirtschaftsprü- fer, die Deutsche Gesellschaft für das Controlling in der Sozial- wirtschaft und in NPO e.V. sowie in der Endphase auch Fachleute des Bundesfamilienministeriums, des Bundesentwicklungsminis- teriums und des Auswärtigen Amts haben daran mitgewirkt. Das überarbeitete Konzept (online abrufbar unter www.dzi.de) tritt Anfang Anfang 2019 in Kraft, wurde einerseits entschlackt und andererseits durch die Einordnung vieler Fallbeispiele praxisnäher gestaltet. Es wird die Aussagekraft und Vergleichbarkeit der in den Jahresberichten der Hilfswerke enthaltenen Finanzangaben weiter erhöhen, insbesondere dann, wenn diese Organisationen das DZI Spenden-Siegel tragen und die Konformität ihrer Jahresberichte mit dem DZI-Konzept somit jährlich unabhängig überprüft wird. Nicht jeder Vergleich ist sinnvoll Ein direkter Vergleich von Werbe- und Verwaltungskostenanteilen verschiedener Hilfswerke ist oft nicht aussagekräftig. Denn Spen- denorganisationen arbeiten unter verschiedenen Rahmenbedingun- gen, haben unterschiedliche Strukturen, Geschäfts- oder Finanzie- rungsmodelle und verfolgen ganz individuelle Zwecke. All dies kann einen erheblichen Einfluss auf den Anteil der Werbe- und Verwal- tungsausgaben an den Gesamtausgaben haben. Aus diesem Grund gibt das DZI in seinen online veröffentlichten Auskünften zu mehre- ren hundert Spendenorganisationen nicht den konkret berechneten Prozentsatz der Werbe- und Verwaltungskosten an, sondern nur, ob sich dieser zwischen 0 und 10 Prozent („niedrig“), zwischen 10 und 20 Prozent („angemessen“), zwischen 20 und 30 Prozent („vertret- bar“) oder darüber („unvertretbar hoch“) bewegt. Oliver Armknecht « Fotos: DZI 17 | DZI

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