2018

ür uns ist das eigentlich selbstver- ständlich: Wer sich verletzt, der geht zum nächstgelegenen Arzt oder Krankenhaus. Ist die Verletzung gravierend, kommt auch mal der Kranken- wagen. Doch das ist schwierig, wenn das eigene Zuhause Tage von der Zivilisation entfernt ist. Oder von dem, was als Zivilisa- tion bezeichnet wird. Wie viele der Urarinas es im Tiefland Perus noch gibt, ist kaum zu sagen, Schätzungen gehen von 10.000 aus. Viele Menschen des sehr zurückgezogen lebenden Volks, das eine eigene, rein ver- bale Sprache spricht, sind nicht offiziell re- gistriert und existieren damit nicht für die peruanischen Behörden. F Zwischen Flucht und Vergessen Mal sind es nur Benachteiligungen oder schlicht Desinteresse, in anderen Ländern drohen gar aktive Verfolgung oder Unterdrückung: Weltweit werden Menschenrechte von Minderheiten missachtet. Und der Kampf dagegen wird immer verzweifelter Viele Staaten beachten die Menschenrechte immer weniger Ein besonderes Anliegen bei der Betreuung der Rohingya in Bangladesch sind Schutz- und Spielräume für Kinder „Das ist ein großes Problem, gerade bei der medizinischen Versorgung. Oft bekommen die Urarinas aufgrund bürokratischer Hür- den nicht die Hilfe, die sie brauchen“, bestä- tigt Dr. Bernhard Rappert, Vorsitzender des Freundeskreis Indianerhilfe e.V. Seit vielen Jahren setzt sich die Organisation für die Belange des indigenen Volkes ein, das sehr unter demRaubbau an der Natur leidet. Denn auf diese Weise verschwinden nicht nur wertvolle Ressourcen, ein ganzes Volk und seine Traditionen drohen verloren zu gehen. Die Macht des Geldes Beispiele für eine solche Rücksichtslosig- keit gegenüber Minderheiten sind weltweit keine Seltenheit. Gerade indigene Völker haben oft darunter zu leiden, dass ihnen die Lebensgrundlage genommen wird – etwa durch den Bau von Staudämmen, die den natürlichen Flusslauf ändern. Vergleichba- re Projekte sind von Brasilien über Malay- sia bis nach Äthiopien geplant. Auf solche Missstände hinzuweisen, ist eines der Tä- tigkeitsfelder der Gesellschaft für bedrohte Völker e.V. (GfbV). „Viele internationale Un- ternehmen sind zwar sehr darauf bedacht, als nachhaltig angesehen zu werden“, erklärt Direktor Ulrich Delius. „Doch im Zweifelsfall braucht es da den öffentlichen Druck, damit den Worten auch Taten folgen und sie sich an eigene Versprechen halten.“ Das Ende der Menschenrechte? Während solche Bedrohungen eher indirek- ter Natur sind, leiden andere Völker unter einer direkten Unterdrückung, sei es durch Ausgrenzung oder körperliche Gewalt. Ob gravierende Menschenrechtsverletzungen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit oder gar Völkermord – die Liste von Negativ- beispielen ist lang. Mithilfe des Internationalen Strafge- richtshofes kämpft die GfbV so für die Anerkennung der Verbrechen sowie Gerechtigkeit. Doch eben dieser Kampf wird zunehmend schwieriger. Der Einsatz für die Uiguren, eine turkspra- chige Minderheit in China, führte beispiels- Fotos: Daimon Xanthopoulos/Tdh, Gesellschaft für bedrohte Völker, Freundeskreis Indianerhilfe 22 | Engagement

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