2019

n den Medien spielte der Jemen zuletzt keine große Rolle. Eine große Ausnahme: Als ein Drohnen-Anschlag auf eine saudi- arabische Ölfabrik einen großen Teil der Produktion lahmleg- te, stand das Land aus Vorderasien wieder in den Schlagzeilen. Denn dieser Anschlag hatte auch Folgen für den Westen. Ansonsten ist der inzwischen seit Jahren wütende Krieg für viele zu weit weg – anders als der in Syrien, der aufgrund der Flüchtlinge Dauerthema ist. Dabei ist die Lage im Jemen ebenso brisant. „Der Jemen ist nach wie vor die größte humanitäre Krise weltweit“, bringt es Romea Brügger, Referentin beim Deutschen Roten Kreuz, auf den Punkt. Seit zehn Jahren ist die Organisation dort tätig, zunächst noch um längerfristige und gemeindebasierte Maßnahmen umzusetzen, war das Land doch damals schon eines der ärmsten in der Gegend. Seit Beginn der Auseinandersetzungen 2015 musste der Fokus stetig angepasst werden. Mittlerweile geht es vor allem um Soforthilfe, besonders im Bereich Gesundheit. I (Fast) allein in der Not Zehntausende Menschen sind im Jemen seit Beginn der Kämpfe 2015 gestorben, über 3,6 Millionen mussten innerhalb des Landes fliehen, die gesamte Bevölkerung lebt unter schwierigsten Verhältnissen. Eine wirkliche Besserung ist dabei nicht in Sicht, auch weil die Krise international wenig Beachtung findet Selbst chronische Krankheiten sind im Jemen ein großes Problem Das Deutsche Rote Kreuz ist hier in Zusammenarbeit mit dem Je- menitischen Roten Halbmond tätig. Beispielsweise errichtete es ein Cholera-Behandlungszentrum in der Region Taizz, wo die Krankheit bereits das dritte Mal aufgekommen ist. Und sie ist nicht die einzige, die im Jemen grassiert. „Inzwi- schen sind selbst chronische und behandelbare Krankheiten wie Diabetes tödlich geworden“, schildert Brügger die Situation. Ein wichtiges Projekt ist die Notfallgynäkologie in dem Ge- sundheitszentrum vom Jemenitischen Roten Halbmond, um Frauen und Mädchen zu helfen, die im Jemen traditionell einen schwereren Stand haben. Die Bevölkerung nimmt dieses Angebot dankbar an, weitere Einrichtungen sind in Planung. Wichtig ist dabei, dass trotz der akuten Notlage die Zukunft nicht ganz aus den Augen verloren wird. „Wenn die Angriffe nicht mehr wei- tergehen, muss das Land auf irgendeiner Struktur stehen. Es ist deshalb wichtig, nicht einfach nur Pflaster zu verteilen, sondern auch die vorhandenen Struktu- ren beizubehalten.“ Hilfe für die Vergessenen Das ist auch für Ärzte der Welt ein wich- tiges Thema. Aus diesem Grund ver- sucht die Organisation, im bestehenden System zu arbeiten und bereits vorhan- dene Einrichtungen so zu unterstützen, dass sie ihre Leistungen wieder anbie- ten können. Dafür ist eine enge Koor- dination mit den Gesundheitsbehörden notwendig. Doch ausgerechnet das wird zunehmend schwierig, wie Julia Brun- ner erklärt, Referentin für internationa- le Programme bei Ärzte der Welt. „Die Eine andauernde Herausforderung: Bereits zum dritten Mal ist die Cholera ausgebrochen 22 | Vor Ort

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