2019

Textilbündnis und der Grüne Knopf haben neben fairen Arbeitsbedingungen auch verbesserten Umweltschutz zum Ziel Fotos: Grüner Knopf Spätestens mit dem Einsturz eines Fabrik- gebäudes in Bangladesch mit über 1.000 Toten und der Dokumentation des um- weltschädigenden Einsatzes gefährlicher Chemikalien ist ins öffentliche Bewusst- sein gerückt, dass die globale Produktion von Bekleidung mit großen Risiken für Menschen und Umwelt verbunden ist. Als Reaktion rief Bundesentwicklungsminister Gerd Müller 2014 das Textilbündnis als Multi-Akteurspartnerschaft mit Mitglie- dern aus Regierung, Wirtschaft und Zivil- gesellschaft ins Leben. 72 Unternehmen sind derzeit Mitglied. Die Mitglieder des Bündnisses berichten, wie sie Verant- wortung für Umwelt und Menschenrechte übernehmen. Zudem können sie über sogenannte Bündnisinitiativen Risiken gemeinsam angehen. Seit September ist neben das Textilbünd- nis der Grüne Knopf (GK) getreten. 27 Unternehmen können bisher den Grünen Knopf nutzen. Als staatliches Siegel soll der GK Orientierung beim Kauf sozial und ökologisch hergestellter Textilien bieten. Ein Unternehmen, das Produkte mit dem GK vermarkten will, muss Kriterien erfüllen, die eine Sorgfaltspflicht zur Verringerung menschenrechtlicher und umweltbezogener Risiken definieren. Für Produkte, die den GK tragen, muss es zudem über aner- kannte Siegel nachweisen, dass Produk- tionsstätten auf bestimmte Sozial- und Umweltkriterien überprüft wurden. Damit ist der GK ein Meta-Siegel, das auf ande- ren Siegeln aufbaut. Der GK betrachtet zunächst nur die Produktionsschritte Nähen und Färben und verlangt nicht die Zahlung existenzsi- chernder Löhne. Es bedarf daher dringend weiterer Überarbeitung. Im Gegensatz zum GK widmet sich das Textilbündnis zwar allen Lieferkettenstufen und auch dem Thema existenzsichernder Löhne. Aber es bleibt unklar, inwieweit die Aktivitäten des Bündnisses vor Ort in den Produktions- ländern Wirkung zeigen. Insbesondere ist bedauerlich, dass das Textilbündnis sein Potenzial für gemeinsames Engagement der Mitgliedsunternehmen – ein weiterer Unterschied zum GK – bisher kaum aus- geschöpft hat. Zu wenige Mitgliedsunter- nehmen schließen sich Bündnisinitiativen an, mit denen etwa existenzsichernde Löhne konkret umgesetzt werden könnten. Das größte Manko ist allerdings, dass Textilbündnis und GK freiwillige Maßnah- men sind. Es fehlt ein Gesetz, das für alle Unternehmen gilt und Opfern einklagbare Rechte gewährt. Johannes Norpoth , Koordinator der zivilgesellschaftlichen Akteure im Textilbündnis Nur mit Freiwilligkeit ans Ziel? Textilbündnis und Grüner Knopf streben Verbesserungen in der textilen Lieferkette an « Im Blickpunkt | 7

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