spenden magazin 2016 - page 12

Was mit dem Spendengeld passiert
Jeder Spender will wissen, wohin sein Geld konkret fließt
und wie viel davon für Werbung und Verwaltungsarbeit
verwendet wird. Transparenz ist also eines der wichtigs-
ten Themen im sogenannten Fundraising. Dass die per-
sonenbezogene Förderung durch eine Kinderpatenschaft
komplexer und aufwendiger ist als eine nichtgebundene
Spende, dürfte jedem klar sein. Das gilt imÜbrigen auch
für andere Formen sehr konkret zweckgebundener Spen-
den. Allein die Aufbereitung und Vermittlung von Infor-
mationen über das jeweilige Kind und sein Lebensumfeld
sowie der obligatorische Briefwechsel und die regelmäßi-
gen Informationen über den Entwicklungsstand des Kin-
des und des Projekts schlucken Zeit und Geld. Dennoch
sind es genau diese Angebote, die die Patenschaft von
anderen Spendenformen abhebt. Ein besonderes Tool hat
zum Beispiel World Vision ins Leben gerufen: das erste
Online-Paten-Portal. In dem können sich Paten jederzeit
über das von ihnen geförderte Kind und Projekt, die Region und Neu-
heiten informieren, Fotos und Videos abrufen, sich mit anderen Paten
austauschen und natürlich Mails an das Patenkind beziehungsweise
seine Familie schreiben.
Besser keine Patenbesuche
Die anteiligen Verwaltungskosten halten sich dennoch in Grenzen.
Seriöse Patenschaftsorganisationen wie die Kindernothilfe, Plan In-
ternational oder World Vision bekommen durch das DZI Spenden-
Siegel die angemessene Aufteilung ihrer Spendengelder bescheinigt.
So liegen deren Ausgaben für Öffentlichkeitsarbeit, Werbung, Ver-
waltung und Spenderservice bei weniger als 20 Prozent der Gesamt-
ausgaben. Über 80 Prozent der Spende kommen direkt im jeweiligen
Programm, in das das Patenkind einbezogen ist, an. Doch der Pate
kann auch selbst einiges dafür tun, solche Kosten kleinzuhalten. Bei-
spielsweise bieten diese Organisationen zwar jedem Paten an, das
eigene Patenkind vor Ort besuchen zu können, doch verbirgt sich
dahinter oft ein großer Organisationsaufwand. Sowohl Patenkinder
als auch Paten müssen auf solche – selbstverständlich begleitete –
Treffen vorbereitet werden, damit keine falschen Erwartungen ent-
stehen. Das DZI rät deshalb grundsätzlich von Patenbesuchen ab.
Drahtseiltanz Werbung
Der Umgang mit Kinderbildern zu Werbezwecken ist ein besonders
heikles Thema. Hier bewegen sich alle Hilfsorganisationen auf ei-
nem ethischen Drahtseil. Sind die abgebildeten und personifizierten
Kinder tatsächlich immer auch als Patenkinder zu vermitteln? Diese
Aktualität kann Werbung vermutlich nicht immer liefern, sollte sie
aber entsprechend offen und wahrheitsgemäß kommunizieren. Es
lohnt sich also für interessierte Spender, auch hier genau hinzusehen
und gegebenenfalls nachzufragen. Die Kritik, dass Patenschaftsor-
ganisationen eher mit mitleiderregenden Bildern werben würden,
entspricht laut Christel Neff vom DZI jedoch kaum der Wirklich-
keit: „Auf die Darstellung leidender Kinder wird zumeist verzich-
tet. Kinder werden nicht als Opfer präsentiert, sondern eher positiv
und zukunftsgerichtet als aktive Partner beschrieben“, betont die
stellvertretende Geschäftsführerin des DZI. So lässt sich also auch
von der Authentizität, Sachlichkeit und Sensibilität im Umgang mit
Kinderfotos und -daten in der Werbung auf die Seriosität einer Hilfs-
organisation schließen. Wer nach reichlicher Information und reifli-
cher Überlegung dennoch zu dem Schluss kommen sollte, dass eine
Kinderpatenschaft nicht die für ihn geeignete Spendenform ist, der
findet bei den genannten Hilfsorganisationen auch die Möglichkeit,
eine Projektpatenschaft zu übernehmen oder in Form einer (Förder-)
Mitgliedschaft dauerhaft Hilfsprojekte zu unterstützen – und so im-
mer auch den Kleinsten und Schwächsten zu helfen.
Barbara Lang
Mädchen sind in vielen Ländern von Geburt an benachteiligt. Aus diesem Grund
werden spezielle Mädchen-Kinderpatenschaften angeboten
Seriöse Hilfsorganisationen werben
nicht mit mitleiderregenden Bildern,
sondern betonen positive Aspekte
Nur wenn Kinder eine vernünftige Ausbildung genießen, können sie
in Zukunft für sich sorgen – auch hier können Patenschaften helfen
«
Die Spenderberatung des DZI veröffentlicht die wichtigsten
Informationen und Tipps zu Patenschaften auch in einem
speziellen Spenden-Tipp.
Fotos: Alamy
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