spenden magazin 2016 - page 14

anchmal hat Umweltschutz etwas von Detektivarbeit.
Seit 2007 ist die Deutsche Umwelthilfe (DUH) am
Thema Abgasbetrug dran. Zum „Dieselgate“ wurde
das Ganze vor einem Jahr, als die Schummeleien des
VW-Konzerns in den USA bekannt wurden. Doch schon früh hat-
te die DUH den Verdacht, dass VW bei Weitem nicht der einzige
Autohersteller ist, der seine Stickoxidwerte und CO
2
-Emissionen
schönt. Nur mussten handfeste Beweise ran. Im September 2016
präsentierte die DUH dann eine eigene Untersuchung. Ergebnis:
33 von 36 getesteten Diesel-Pkw der Euronorm 6 überschreiten die
zulässigen Stickoxid-Grenzwerte – teilweise um das bis zu Neun-
fache! Bei Wintertemperaturen schalten viele Autohersteller die
Abgasreinigung sogar ganz ab.
M
Kämpfer für
Natur und
Umwelt
Schutzgebiete ausweisen, Raubbau be-
kämpfen, wiederaufforsten oder auch Wil-
derei anprangern – ohne Spenden könnten
Umwelt- und Naturschutzorganisationen
das nicht leisten. Aber wie finanzieren sie
ihre Arbeit und an welchen Kampagnen
sind sie gerade dran? Die Antwort darauf
klingt manchmal fast wie im Krimi
Für DUH-Geschäftsführer Jürgen Resch ein Skandal. „Es fehlt der
politischeWille, die Einhaltung der Grenzwerte imFahrbetrieb durch-
zusetzen“, urteilt er. „Es ist unheimlich schwierig, neutrale Daten zu
bekommen. Die werden von der Politik nämlich zurückgehalten. Ge-
nauso kompliziert ist der Zugang zu unabhängigen Messinstituten.
Schlussendlich haben wir über eine Kooperation mit der Uni Bern
die Schweizer Abgasprüfstelle als Partner gewonnen.“ Doch das war
alles nicht billig. Kosten von circa 600.000 Euro mussten gestemmt
werden. Ohne Spenden geht da bei einem gemeinnützigen Umwelt-
und Verbraucherschutzverband wie der DUH gar nichts.
„Wir haben immer für die Aktionen der nächsten vier bis fünf Monate
Gelder akquiriert, indemwir uns an Großspender gewandt und unsere
Hauslisten angeschrieben haben“, erläutert Resch. Dass die DUH das
DZI Spenden-Siegel besitzt, ist dabei seiner Ansicht nach von hoher Be-
deutung. „Es hilft sehr, Zweifel zu zerstreuen an der Glaubwürdigkeit
und Seriosität unserer Arbeit. Deshalb habe ich mich auch so dafür
eingesetzt, dass auch Umweltschutzorganisationen das Siegel bekom-
men können – vor etwa 20 Jahren war das ja noch gar nicht möglich.“
Anfang Dezember 2016 wird die DUH eine große Mailingaktion star-
ten, umweitere Spenden zu generieren. Denn das Thema Abgasbetrug
ist noch lange nicht erledigt. Resch schätzt, dass sie noch mindestens
vier bis fünf Jahre am Ball bleiben müssen. Juristische Auseinander-
setzungen mit Autoherstellern drohen. Die DUH kämpft für saubere
Luft und will ein Diesel-Pkw-Verbot in deutschen Städten bis Anfang
2018 erwirken – nach einer Entscheidung des Düsseldorfer Verwal-
tungsgerichts stehen die Chancen dafür gut. „Für gute Projekte und
ehrliches Agieren kriegt man Spenden“, weiß Resch aus Erfahrung.
Kampf für den Tropenwald
Das sieht Birthe Hesebeck, Fundraising-Leiterin bei Oro Verde in
Bonn ähnlich. Die Tropenwaldstiftung unterstützt zum Beispiel das
indigene Volk der Kichwa in Ecuador dabei, ihr Territorium im Ama-
zonas-Regenwald vor Erdölförderung zu bewahren. Andere Projekte
in Guatemala dienen der Wiederaufforstung des einst so baumreichen
Landes. Auf der Website der Stiftung sieht man genau, welche Projek-
te bereits finanziert sind und welche noch Spenden benötigen. „Die
Spenden sind immens wichtig“, sagt Hesebeck, „weil wir nur dann
institutionelle Fördermittel von Dritten bekommen, wenn wir mindes-
14 | Engagement
Schummeln mit System: Tests zeigen, dass viele Diesel-
Pkw die zulässigen Stickoxid-Grenzwerte überschreiten,
teilweise um das bis zu Neunfache
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